Kampfsport-Experte Tobias Drews: Boxen soll von MMA lernen

RTL hat lange Jahre die große Ära des Boxens begleitet. Mit am Mikrofon war stets Tobias Drews. Der Kommentator sieht im Boxsport allerdings erhebliche Probleme, doch es gebe einen Weg, "damit die Achterbahnfahrt wieder in die andere Richtung geht".

Henry Maske, Graciano Rocchigiani und die Klitschko-Brüder. Er hat sie alle kommen und gehen sehen. Tobias Drews ist die Stimme des Boxens und war lange Jahre Kommentator bei den größten Duellen der 1990er und 2000er Jahre.

Wenn er die Entwicklung des Sports betrachtet, findet der 52-Jährige kritische Töne. "Das Boxen hat ein bisschen sein Herz verloren und den Zugriff aufs Herz der Fans", sagt er im Podcast "RTL erleben" . Dabei gebe es einen Weg, um den Sport wieder populärer zu machen. Orientieren solle man sich dabei an Mixed Martial Arts.

"Wir haben im Boxen immer noch Riesentalente in Deutschland. Und man könnte, wenn man denn wollte, eine Menge aus diesem Sport machen", attestiert Drews dem Boxen das Potenzial für eine Renaissance. Ein großes Problem seien die Promoter und Veranstalter. "Wir haben im Boxen gedacht, irgendein Titel bringt Relevanz in diesen Sport. Aber was ist denn ein Interconti-Champion, ein International Champion? Ist das wirklich so wichtig? Das sind alles nur Titel, die Managern helfen, ihre Athleten in einer Rangliste zu platzieren."

Gewonnen sei damit am Ende nichts, so Drews. "Viele haben einfach das Promoten verlernt und vergessen, warum der Zuschauer zu Boxen gekommen ist." Es brauche Persönlichkeiten wie einen Axel Schulz. "Jemand, der die Leute anspricht."

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Das gelingt zwar noch, aber nur auf den wenigen wirklich großen Boxevents in Großbritannien oder Saudi-Arabien. Dort fließen die Millionensummen, dort wird der Sport wie ein Spektakel inszeniert. Das alles hat aber seinen Preis. Saudi-Arabien, das wegen seiner Menschenrechtslage kritisiert wird, versucht, durch große Sportveranstaltungen auch sein Image zu verbessern. In der Boxszene wird das jedoch weniger kritisch gesehen.

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Drews ist der Auffassung, das Boxen könne sich eine Scheibe von MMA abschneiden. Dort bekomme man eben "diese Typen präsentiert, die mir in anderen Sportarten fehlen", sagt der Kommentator, der auch als Pressesprecher bei Oktagon MMA arbeitet.

Die Interviews seien nicht "weichgespült". Die Athleten würden die Ehrlichkeit ins Oktagon und auf der Zunge tragen. "Das Rahmenprogramm garantiert zudem vier bis fünf Stunden gute Unterhaltung", so Drews.

Der 52-Jährige kennt mittlerweile also beide Welten. Die Hoffnung für seine alte Liebe, das Boxen, hat er aber nicht aufgegeben. "Man könnte aus diesem richtig guten Sport mit gut gematchten Kämpfen wieder zurück zu dem, was Boxen eigentlich ausmacht. Dann hast du eine Möglichkeit, die Achterbahnfahrt in die andere Richtung fortzusetzen", sagt er. "Und ich glaube auch, dass MMA und Boxen nebeneinander wunderbar miteinander auskommen können, ohne dass der eine Sport den anderen völlig verdrängen müsste."