Alexander Zverev hat in den letzten Jahren die Weltspitze geprägt, der ultimative Erfolg, ein Grand-Slam-Titel, fehlt allerdings noch in der Vita des Hamburgers. Mit 27 Jahren, einer beeindruckenden Konstanz und zahlreichen Titeln auf der ATP-Tour – darunter zwei ATP-Finals-Siege und Olympia-Gold 2021 – ist Zverev allerdings fraglos ein Kandidat, der das Potenzial hat, die größten Bühnen des Sports zu erobern.
Trotz Rückschlägen wie seiner schweren Verletzung 2022 und knappen Niederlagen in Grand-Slam-Finals bleibt die Zuversicht groß, dass Alexander Zverev in seiner Karriere noch einen Major-Titel gewinnen wird.
Dieser Kommentar beleuchtet vier Gründe, warum die Chancen der aktuellen Nummer zwei der Tennis-Welt auf einen Grand-Slam-Triumph weiterhin intakt sind: seine technische Klasse, mentale Stärke, günstige Rahmenbedingungen und jugendliche Reife.
Zverevs Spiel ist technisch nahezu perfekt für die Anforderungen moderner Grand-Slam-Turniere. Sein Aufschlag, einer der stärksten auf der Tour, liefert ihm regelmäßig freie Punkte, besonders auf schnellen Belägen wie in Melbourne oder New York. Seine Grundschläge, insbesondere die Rückhand, sind präzise und druckvoll, was ihm erlaubt, sowohl defensiv als auch offensiv zu dominieren.
Bei den French Open 2024 erreichte er das Finale und zeigte gegen Carlos Alcaraz über weite Strecken ein Weltklasse-Niveau, auch wenn er letztlich in fünf Sätzen unterlag. Seine Fähigkeit, auf allen Belägen – Sand, Hartplatz und Rasen – zu bestehen, macht ihn vielseitig. Seine Konstanz in den Top 5 der Weltrangliste seit 2017 unterstreicht, dass er das spielerische Rüstzeug für einen Grand-Slam-Sieg besitzt.
Zverevs mentale Entwicklung ist ein entscheidender Faktor für seinen zukünftigen Erfolg. Nach seiner Knöchelverletzung im Halbfinale der French Open 2022 gegen Rafael Nadal, die ihn monatelang zurückwarf, zeigte er beeindruckende Resilienz. Sein Comeback 2023 mit zwei ATP-Titeln und das Erreichen des French-Open-Finals 2024 zeugen von einer neuen mentalen Härte. Niederlagen wie im US-Open-Finale 2020 gegen Dominic Thiem, als er zwei Sätze führte, oder gegen Alcaraz 2024 haben ihn gelehrt, mit Druck umzugehen.
Zverev selbst betonte nach Paris 2024, dass solche Matches ihn stärker machen: "Ich lerne aus jedem Finale." Diese mentale Reife, gepaart mit Erfahrung in Hochdruck-Situationen, macht ihn zu einem Kandidaten, der in entscheidenden Momenten liefern kann.
Die Tennislandschaft verändert sich, und Zverev könnte davon profitieren. Mit dem Rückzug von Legenden wie Roger Federer, und Rafael Nadal und den gelegentlichen Schwankungen von Novak Djokovic öffnet sich ein Fenster für die nächste Generation.
Spieler wie Carlos Alcaraz und Jannik Sinner sind zwar starke Konkurrenten, doch Zverev hat gezeigt, dass er sie schlagen kann – etwa Sinner bei den US Open 2023 oder Alcaraz in mehreren Hartplatz-Duellen. Zudem könnten die Australian Open oder die US Open, wo die Konkurrenz weniger von Sandplatzspezialisten dominiert wird, seine besten Chancen bieten. Die French Open, bei der er dreimal das Halbfinale und einmal das Finale erreichte, bleiben ebenfalls ein realistisches Ziel. Diese sich verändernden Bedingungen, kombiniert mit Zverevs Konstanz in den späteren Runden von Majors, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass er bald zuschlägt.
Mit 28 Jahren hat Zverev noch ein paar Jahre auf höchstem Niveau vor sich, was seine Chancen auf einen Grand-Slam-Titel steigert. Spieler wie Stan Wawrinka, der seinen ersten Major mit 28 gewann, oder Marin Cilic, der mit 26 siegte, zeigen, dass Geduld im modernen Tennis belohnt werden kann.
Zverevs körperliche Fitness, trotz seiner Verletzungsgeschichte, ist robust und sein Team hat ihm Struktur gegeben. Seine Fähigkeit, sich an neue Trainer und Spielstile anzupassen, deutet auf eine Karriere hin, die noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat.
Zudem hat Zverev in Interviews betont, dass er sich auf langfristige Ziele fokussiert, anstatt sich von einzelnen Niederlagen entmutigen zu lassen. Diese Reife, gepaart mit der Tatsache, dass er bereits in drei Grand-Slam-Finals stand, macht es wahrscheinlich, dass er in den nächsten Jahren doch noch seinen ersten Major-Titel holt.
Pauline Lübker