Ein halbes Dutzend Formel-1-Rennen steht 2025 schon in den Rennsport-Büchern. Zeit für ein Zwischenfazit, ehe die Königsklasse am 18. Mai endlich nach Europa kommt und in Imola aufschlägt (LIVE bei RTL) .
Im zweiten Teil des Fahrer-Checks analysiert sport.de die Plätze 10 bis 1, RTL -Experte Christian Danner ordnet die Leistungen der Fahrer ein. Für Titelverteidiger Max Verstappen macht Danner ein "richtig großes Problem" aus, bei Mercedes-Rookie Kimi Antonelli tritt er die Euphoriebremse.
Verkehrte Formel-1-Welt bei Aston Martin. Lance Stroll in den vergangenen Jahren stets hinter Altmeister Fernando Alonso (und vom Speed auch nach wie vor langsamer) liegt in der Fahrer-WM 14:0 vorne.
"Bei ihm geht es weder nach vorne noch nach hinten, er fährt beständig auf seinem Niveau und ist jetzt mit ein bisschen Glück in die Top Ten gerollt", bewertet Christian Danner die teils überzeugenden Ergebnisse des Kanadiers.
"Ich finde, Ocon ist fast besser als zu seinen Alpine-Zeiten", urteilt der RTL-Experte über den Franzosen, der seine erste Saison beim US-Team Haas fährt. "Was ich auch cool finde, ist seine Zusammenarbeit mit Laura Müller als Renningenieurin", lobt Danner zudem die deutsche Formel-1-Pionierin an Ocons Seite. Mit Müller im Ohr, holte Ocon im Haas schon zweimal Punkte.
Vor der Saison prophezeiten nicht wenige Beobachter Alex Albon eine Niederlage im Williams-Duell mit Carlos Sainz. Es kam anders, bisher hat Albon gegen den arrivierten Spanier die Nase vorne.
"Er hat mich überrascht, ich war mir nicht sicher, ob er von Sainz nicht überrollt würde", räumt auch Danner ein. "Das ist nicht passiert, Albon hat seine Qualität deutlich unter Beweis gestellt. Wenn man einen ehemaligen Ferrari-Fahrer und Grand-Prix-Sieger wie Sainz im Griff hat, ist das erwähnens- und bemerkenswert und spricht für ihn."
Sieg in China, Rang drei in Miami – bestünde die Saison nur aus Sprintrennen könnte man Lewis Hamilton eine bärenstarke Debütsaison bei Ferrari attestieren. In den Hauptrennen gurkt der Brite aber meist auf Rang sieben oder acht rum – fast immer hinter Scuderia-Rivale Charles Leclerc.
Video: Vettel zur Hamilton-Krise bei Ferrari
"Eigentlich ist er eine Enttäuschung, wenn auch eine erklärbare", holt Danner beim mit viel Euphorie in Maranello gestarteten Rekordchampion aus. "Er dachte wohl, dass er kommt, Leclerc, Ferrari und der Welt zeigt, wie man Rennauto fährt und die Rettung für den Durchbruch zum Erfolg ist. Es ist aber sehr harzig, sehr zäh und nicht rund verlaufen bis heute", so der F1-Fachmann. Hamilton habe nicht nur ein langsames Auto, sondern nach wie vor große "Kommunikationsprobleme" mit seinem Team.
Kimi Antonelli wird von Rennen zu Rennen besser, verblüffte zuletzt mit der Sprint-Pole in Miami. Für ultimative Lobeshymnen ist es Danner aber zu früh: "Eine neue Supernova ist da jetzt noch am Formel-1-Himmel. Er macht nach wie vor im Rennen relativ viele Fehler und ist nicht in der gleichen Klasse wie George Russell. Da ist noch Luft nach oben. Aber: Er hat wirklich was drauf und aufblitzen lassen, was da kommen kann. Antonelli hat noch einen Weg zu gehen. Es ist nicht wie bei Schumacher oder Verstappen: Reingesetzt und superschnell oder gewonnen."
Toto Wolff habe den 18-Jährigen zu einem Jahrhunderttalent erklärt: "Dann muss er eben auch so fahren", sagt Danner "pragmatisch".
Der Monegasse ließ Sebastian Vettel einst bei Ferrari alt aussehen – das Gleiche scheint sich nun bei Hamilton zu wiederholen. Von ein paar Ausnahmen abgesehen hat Leclerc den Superstar voll im Griff. "Es war von Anfang an klar sichtbar, dass Leclerc der Schnellere ist", so Danner.
Die Hoheit im roten Duell tröstet den 27-Jährigen aber nur bedingt darüber hinweg, dass er im Ferrari nur die dritte oder vierte Geige hinter McLaren, Max Verstappen und Mercedes spielt.
Der Brite füllt seine Leader-Rolle in der Post-Hamilton-Ära bei den Silberpfeilen prächtig aus, rangiert nur sechs Zähler hinter Verstappen in der Fahrer-WM. "Sagenhaft, er holt alles, was zu holen ist – das ist unglaublich wie er die Kohlen aus dem Feuer holt", schwärmt Danner.
Zum Serien-Champion fällt auch Danner nicht mehr viel ein. "Herausragend", kommentiert der 36-malige GP-Starter die Leistung des Titelverteidigers im störrischen Red Bull.
Beim überraschenden Sieg in Japan kam der berüchtigte "Max-Faktor" voll zum Tragen , auch in Miami ließ Verstappen die überlegenen McLaren im Qualifying auf wundersame Art hinter sich. Die Papaya-Mannschaft darf den Oranje-Star nie abschreiben!
Startete mit einer äußerst reifen Leistung und einem Sieg beim Regenchaos in Melbourne bestens in die Saison. Seither gräbt ihm Oscar Piastri bei McLaren allerdings das Wasser ab. Norris wirkt mental angeschlagen, zieht in Zweikämpfen – wie gegen Verstappen – oft den Kürzeren, während Piastri überholt.
"Vom Speed ist er wahrscheinlich sogar ein ganz kleines bisschen schneller als Piastri, aber eben in seiner Norris-Welt noch mit Fehlern behaftet, die Piastri schon abgelegt hat", urteilt Danner. "Das heißt nicht, dass Norris die nicht auch ablegen kann. Zurzeit läuft es aber nicht unproblematisch."
Mit vier Siegen in Folge hat sich Oscar Piastri zum WM-Favorit Nummer 1 aufgeschwungen. Bis auf ein paar "Fehlerchen" (Danner) liefert der Australier eiskalt und nervenstark ab, hat nicht nur Stallrivale Norris im Griff, sondern zeigt sogar bisweilen Max Verstappen, wo der Barthel den Most holt.
"Er ist für Verstappen ein richtig großes Problem. Verstappen weiß genau: Mit Piastri ist nicht gut Kirschen essen", sagt der Formel-1-Experte.
Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Seit 1998 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet zudem als Fahrsicherheitstrainer.
# | Fahrer | Team | Punkte | |
---|---|---|---|---|
1 |
|
Oscar Piastri | McLaren | 131 |
2 |
|
Lando Norris | McLaren | 115 |
3 |
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Max Verstappen | Red Bull Racing | 99 |
4 |
|
George Russell | Mercedes AMG F1 Team | 93 |
5 |
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Charles Leclerc | Ferrari | 53 |