Der frühere Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich möchte zwar wieder fester Bestandteil der Radsport-Welt werden, schließt einen bestimmten Job aber aus.
"Ich bin teilweise schon als TV-Experte unterwegs. Das ist auch die Richtung, in die ich künftig tendiere. Was ich für mich nicht sehe, ist eine Tätigkeit als sportlicher Leiter, weil mir andere Projekte viel mehr Spaß machen", sagte der 51-Jährige dem "SID". "Eher sehe ich mich bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die brauchen noch Hilfe, um dranzubleiben und das Radsportfieber aufzusaugen".
Jan Ullrich hatte in den vergangenen Monaten erstmals öffentlich über seine Doping-Vergangenheit gesprochen, Alkohol- und Drogeneskapaden ließ der gebürtige Rostocker hinter sich. Im Radsport ist er damit zumindest keine unerwünschte Person mehr.
"Die Mischung ist einfach gut. Ich habe meine Identität wiedergefunden und die ist mit dem Radsport verbunden. Auf diesem Terrain fühle ich mich wohl, da bin ich ein Experte", sagte Ullrich.
28 Jahre ist der Tour-Triumph des gebürtigen Rostockers inzwischen her - eine Zeit, in der viel passiert ist. "Der Radsport ist bedeutend moderner geworden und heute trainieren Jugendfahrer so intensiv wie wir damals", konstatierte Ullrich. "Trainings- und ernährungstechnisch ist man uns heute um Längen voraus. Es ist Wahnsinn, das zu sehen. Natürlich ist auch das Material viel besser geworden."
Einen erneuten Radsport-Hype, wie er ihn mit seinem großen Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt 1997 auslöste, hält Ullrich auch heute unter bestimmten Bedingungen wieder für möglich. "Wenn man jemanden wie Boris Becker und Steffi Graf im Tennis hat oder Sven Hannawald und Martin Schmitt im Skispringen, dann sieht man, dass es egal ist, welche Sportart es ist. Wenn jemand einen großen Titel gewinnt, den man nicht für möglich gehalten hat, dann kann das in Deutschland auch einen großen Boom auslösen."