Der DSV hat Thomas Thurnbichler als neuen Trainer für seinen B-Kader verpflichtet. Eine Entscheidung mit großer Tragweite, findet der Journalist und Skisprung-Experte Luis Holuch. Ein Kommentar.
Die Zukunft des begehrtesten Trainers auf dem Skisprung-Markt ist geklärt: Thomas Thurnbichler wechselt zum deutschen Skiverband. Und der betonte in seiner Verkündung richtigerweise, dass mit Thurnbichler nun ein "ausgewiesener Experte" für den B-Kader zuständig ist - also für die zweite Reihe im deutschen Skispringen, die kurz- oder mittelfristig den Sprung in den Weltcup schaffen will und soll.
Was für den ehemaligen polnischen Nationaltrainer zunächst wie ein Rückschritt klingen mag, ist die richtige Herausforderung zur richtigen Zeit.
Er ist nun natürlich gefragt, Springer zu entwickeln, die die Lücke füllen können, die Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe mit ihren Rücktritten hinterlassen haben. Und dafür zu sorgen, dass die Weltcup-Mannschaft des DSV auch nach der Olympia-Saison gut und breit aufgestellt ist.
Mit ihm hat man zudem einen potenziellen, geeigneten Nachfolger für Bundestrainer Stefan Horngacher gefunden. Denn der wird logischerweise nicht ewig auf seinem Posten bleiben.
Die Last und auch der Druck, den Thurnbichler gerade im abgelaufenen Winter in Polen zu tragen hatte, ist nicht mit dem zu vergleichen, was er nun in Deutschland vor der Brust hat. Allein das öffentliche Interesse am Geschehen im Continental Cup, in dem er unterwegs sein wird, ist längst nicht so groß wie das im Weltcup.
Auch die Kommunikation innerhalb der Verbandsstrukturen und die wegfallende Sprachbarriere werden sicherlich allen Beteiligten zu Gute kommen. Gerade, wenn es darum geht, neue Ansätze in der tagtäglichen Trainingsarbeit oder technische Feinheiten zu vermitteln.
Dass er das kann, hat Thurnbichler in seiner noch jungen Trainerlaufbahn bereits bewiesen: zunächst im Tiroler und dann auch im österreichischen Skiverband.
Dort hat er mit Peter Resinger und Niklas Bachlinger gleich zwei Juniorenweltmeister hervorgebracht, ehe er dann zum Assistenten von Andreas Widhölzl aufstieg. Dort hat er unter anderem die ersten Entwicklungsschritte des heutigen Gesamtweltcup- und Vierschanzentourneesieger Daniel Tschofenig mitbegleitet.
Kein Wunder also, dass er trotz des unschönen Endes in Polen Begehrlichkeiten geweckt hat. Öffentlich wird das keiner zugeben, aber sein Wechsel nach Deutschland hat ganz sicher einige Hoffnungen zerplatzen lassen. Zumindest die Schweizer haben nach dem überraschenden Abgang von Rune Velta mit dem Slowenen Bine Norcic einen erfahrenen wie profilierten Ersatz gefunden.