Deutschlands Radsport-Ikone Jan Ullrich hofft, bald seinen Status als "unerwünschte Person" bei der Tour de France ablegen und wieder als offizieller Gast zum wichtigsten Radrennen der Welt reisen zu können.
"Ich glaube, dass es in eine gute Richtung tendiert", sagte der 51-Jährige in einem "Bild"-Interview.
Jan Ullrich verwies in diesem Zusammenhang auf seine Einladung zur Deutschland-Tour im vergangenen Jahr durch den Veranstalter Amaury Sport Organisation, der auch die Tour de France ausrichtet. "Von daher bin ich guter Hoffnung", betonte der einzige deutsche Tour-Sieger der Radsport-Historie.
Ullrich hatte in den vergangenen Monaten nach langen Jahren des Herumlavierens erstmals öffentlich über seine Doping-Vergangenheit gesprochen. Auch Alkohol- und Drogeneskapaden ließ der gebürtige Rostocker hinter sich und ist wieder fester Bestandteil der Radsport-Szene hierzulande.
Am 17. und 18. Mai steigt im baden-württembergischen Bad Dürrheim das "Jan Ullrich Cycling Festival", eine Art Radsport-Volksfest, bei dem er zusammen mit anderen Legenden auch ein paar Runden durch den Schwarzwald drehen wird.
Für das Jahr 2025 hat Ullrich zudem noch ein weiteres Projekt in der Pipeline. "Es startet jetzt der wöchentliche Podcast 'Ulle und Rick' zusammen mit Rick Zabel. Über den Radsport, über unser Leben – da freue ich mich drauf. Und alles Weitere dann Schritt für Schritt", sagte er.
Nach seiner schonungslos ehrlichen Lebensbeichte habe er "kein negatives Feedback" bekommen, betonte Ullrich. "Dass es so gekommen ist, dass ich noch eine Chance bekommen habe – das ist wunderschön. Vor allem, dass ich meine Identität zurück habe. Die hatte ich viele, viele Jahre verloren. Jetzt bin ich wieder da unterwegs, wo ich mich wohlfühle – im Radsport."
Eine große Stütze in schweren Zeit war sein früherer Tour-Rivale Lance Armstrong, von dem Ullrich nach eigener Aussage einiges gelernt hat. "Ich bin viele Jahre im Selbstmitleid hängen geblieben. Er ist ein ganz anderer Typ. Lance prescht nach vorn, er ist sehr diszipliniert in seinem Leben, hat eine Struktur. Da hat er mir sehr geholfen: nie aufgeben, immer weiter machen, Probleme gleich angehen!"
Die Freundschaft zu Armstrong, dem als überführter Doping-Sünder seine sieben Tour-de-France-Gesamtsiege aberkannt wurden, bezeichnete Ullrich als "Geschenk".