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Noel Mikaelian hat in den letzten Jahren schmerzhaft erfahren, wie korrupt und ungerecht das Boxgeschäft sein kann. Jetzt könnte ihm das Pech eines Cruisergewichts-Rivalen kurzfristig einen Weltmeisterschafts-Kampf bescheren - um jenen Titel, den Mikaelian ohnehin als sein Eigen betrachtet.

"Weltmeister im Ruhestand". Ein Begriff, ein Titel, den es wohl nur im Preisboxen gibt. Noel Mikaelian hat ihn beim Weltverband WBC inne. Mikaelian hatte Ende 2023 den WM-Gürtel des WBC im Cruisergewicht zwar gewonnen, sich als erster Deutscher seit Max Schmeling in den USA zum Weltmeister gekrönt.

Danach aber geriet die Karriere des 34-Jährigen gewaltig ins Stocken. Eine Cut-Verletzung und ein Vertrags-Krach mit seinem gefürchteten Promoter Don King verhinderten geplante Auftritte Mikaelians.

Ende 2024 versetzte der WBC den in Miami lebenden Hamburger dann in den weltmeisterlichen Ruhestand und erklärte den Schweden Badou Jack wieder zum Champion. Und das, obwohl Jack seit Anfang 2023 (!) nicht mehr geboxt hat, zwischenzeitlich überdies verkündet hatte, die Gewichtsklasse zu wechseln.

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Noch irrer: Der WBC setzte nicht etwa ein Duell zwischen Jack und Mikaelian an, um das selbst geschaffene Titel-Chaos zu entwirren. Stattdessen sollte Jack am 4. Mai in Riad gegen den Kanadier Ryan Rozicki - die Nummer 1 der WBC-Rangliste - antreten. Eine mehr als dubiose Entscheidung. 

WBC-Präsident Mauricio Sulaiman habe ihn "ohne Zustimmung" seines eigenen Präsidiums zum "Champion in Recess" erklärt, wetterte Mikaelian im Interview mit dem Fachblatt "BOXSPORT": "Das alles stinkt doch gewaltig."

Jetzt aber gibt es eine neue Situation: Ryan Rozicki hat sich verletzt, Badou Jack steht für den 4. Mai ohne Gegner da. "Ich bin der rechtmäßige WBC-Weltmeister im Cruisergewicht und obwohl ich in den Ruhestand versetzt wurde, habe ich nie mit dem Training aufgehört, habe nie aufgehört, bereit zu sein", sagte Mikaelian der Box-Bibel "The Ring". 

Für Rozicki einzuspringen, sei "nicht nur eine Gelegenheit - es ist Gerechtigkeit. Ich bin bereit, nach Riad zu kommen und einmal mehr zu beweisen, wer der wahre Champion ist."

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Für Mikaelian wäre ein Kampf gegen Jack in der Tat eine große Chance, sich im Limit bis 90,72 Kilogramm zurückzumelden. Das Duell würde im Vorprogramm von Superstar Canelo Alvarez stattfinden, der erstmals in Saudi-Arabien boxt und gegen den Kubaner Williams Scull um die Supermittelgewichts-Krone kämpft.

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Mit einem Sieg auf großer Bühne könnte sich Mikaelian im Cruisergewicht als Option für mögliche Vereinigungskämpfe gegen IBF-Champion Jai Opetaia oder Gilberto Ramirez (WBA/WBO) ins Spiel bringen.

"Ich möchte Seiner Exzellenz Turki Al-Sheikh, meinem Promoter Don King und dem WBC für die Chance im Voraus danken", äußerte Mikaelian eine klare Erwartungshaltung an die Strippenzieher. 

Im "BOXSPORT"-Interview im März hatte der Boxprofi noch angedeutet, juristisch (wie einst Graciano Rocchigiani) gegen den WBC vorzugehen, sollte er nicht mehr zum Zug kommen.

Don King meldete sich ebenfalls zu Wort. "Noel Mikaelian ist bereit, für Rozicki einzuspringen und gegen Jack um den Titel zu kämpfen. Wir befinden uns im Prozess, einen Deal auszuhandeln."